Chronik (1992-2012)

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Der Vorstand im Jahr 2012

(vlnr. Norbert Buhmann, Herbert Beer, Michael Simma, Silvia Kaimer, Roman Matt, Sabine Stückler, Orlando Büchel, Adi Schwärzler, Dietmar Bartl, Walter Krenn, Philip Mihevc, Thomas Gmeiner)

Jubiläen werden üblicher Weise benutzt einen Überblick über die Arbeit der vergangenen Jahre zu geben. Man zieht Bilanz, gibt Rechenschaft ab, dankt den Mitgliedern und versucht einen Blick in die Zukunft zu werfen. Ich möchte Ihnen heute einen Rückblick der etwas anderen Art geben, der die Veränderungen in den 50 Jahren seit 1962 im Verein, in der Zollverwaltung und der Wirtschaft aufzeigen soll.

Zollsportverein: „nomen est omen“.

Wer waren die Gründer und was war das für eine Zeit?

Die Wirtschaft befand sich in diesen Jahren nach dem zweiten Weltkrieg im Aufschwung. Nahe liegend war, dass sich auch der Zoll diesen wachsenden Erfordernissen stellen musste. Ausfuhren und Importe stiegen an, die Abfertigungen mussten immer rascher von statten gehen, das Personal wurde aber nicht aufgestockt. Die Belastung wuchs und der Stress fand Einzug in die Zollverwaltung.

In dieser ungewohnten Situation fragten sich einige Kollegen, was kann man dagegen tun? Als Ausweg erschien der Sport. Also gründeten einige unentwegte Zöllner einen Sportverein.

Beweggrund und Ziel war den Kollegen eine sinnvolle Freizeitgestaltung, einen körperlichen Ausgleich zur Büroarbeit zu bieten, Kameradschaft, Freundschaft und Gesellschaft zu pflegen. Dazu die berufliche Zusammenarbeit mit in- und ausländischen Kollegen und Ämtern zu intensivieren.

Damit möglichst viele daran Kollegen teilnehmen konnten, spielte man zuerst Fußball. Als Vereinsname bot sich die Berufsbezeichnung an, daher Zollsportverein. Die Dienstbehörde war daran unbeteiligt, dort fand man für derartiges Verhalten nach alt österreichischer Tradition kein Verständnis.

Der Zusammenhalt und die Kameradschaft waren hervorragend, der Erholungswert dem entsprechend, die Familien wurden einbezogen. Das gute Klima innerhalb der Mitglieder führte auf Grund der engen Zusammenarbeit mit den Spediteuren dazu, dass auch deren Angestellte ( Zolldeklaranten ) Gefallen fanden und sich dem Verein anschlossen. So wuchs das Zollamt Bregenz und die dort angesiedelten Speditionen zu einer echten Arbeits- und Freizeit Gemeinschaft zusammen. Nur so konnte auch der laufend zunehmende Warenverkehr im Interesse der Kunden und der Wirtschaft von beiden Seiten bewältigt werden.

So war das erste Jahrzehnt mit dem Aufbau in der Verwaltung und des Umfeldes ausgefüllt.

Nachdem die Organisation verfestigt war, beschränkte man sich in der zweiten Phase

nicht nur mehr auf Vorarlberg. Man suchte den Kontakt mit den Zollkollegen der benachbarten Staaten. Der Spielbetrieb Eurosport mit holländischen, dänischen, spanischen und deutschen Mannschaften brachte internationale Kontakte. Dadurch wurde die Zusammenarbeit an und über der Grenze wesentlich erleichtert, persönliche Kontakte gefördert, von denen die Verwaltung aber auch die Wirtschaft profitierte. Unterstützt wurden wir in dieser Phase von den Zollamtsvorständen und Zollwachabteilungsleitern.

Dabei wurden die gesellschaftlichen Anlässe in keiner Weise vernachlässigt. Preisjassen, Faschingskränzle, Ausflüge mit Zielen in ganz Europa, verbunden mit sportlichen Wettkämpfen, wurden alljährlich veranstaltet. Dies diente nicht nur der Festigung der Kameradschaft, sondern auch der Bildung und den persönlichen Freundschaften.

Die Veränderungen in der Zollverwaltung führten dazu, dass auch der ZSV betroffen wurde. Das ZA Bregenz wurde aufgelassen, das Autobahnzollamt Hörbranz und das EZA Wolfurt eröffnet. Diese Phase der Umstrukturierung ( oder Destrukturierung) hat auch tief in die Organisation und Logistik des Vereines eingegriffen. Unsere Funktionäre und Mitglieder wurden versetzt, Aufgaben verändert, Wege verlängert, die Kommunikation beeinträchtigt. Die Schaltzentrale war zeitweise ausgeschaltet. Es brauchte Jahre, bis sich die Verhältnisse wieder eingespielt hatten. Inzwischen hatte sich auch das Personal verjüngt. Äußerlich erkennbar ist diese Phase an der Namensänderung ZSV Bregenz – Wolfurt. Die unzähligen Pokale, Wimpel, Urkunden und Akten wurden nach einer Odyssee letztendlich beim ZA Wolfurt untergebracht.

Den dritten Abschnitt möchte ich unter den Titel Vereintes Europa stellen.

Dieses brachte den Wegfall der Grenzen, den freien Warenverkehr und die Reisefreiheit. Aber auch Personalabbau beim Zoll, Abbau von Zollämtern und Dienststellen, Auflösung der Finanzlandesdirektionen. Die Zollwache wurde aufgelöst. Das übrige Personal wurde zur Gendarmerie und anderen Bundesverwaltungen transferiert.

In der Zollverwaltung griff eine Zentralisierung Platz. Jede Abfertigung, jede Beschau von Waren wird vom zentralen Computer gesteuert und vorgegeben. Der große Bruder sieht alles und weiß alles. Alle Bezeichnungen gibt es nur mehr in Englisch, man war bemüht der Verwaltung den Behördencharakter im öffentlichen Verkehr zu nehmen. Die Sicherheit und die Karriereplanung im Staatsdienst sind Schnee von gestern. Dass gerade immer bei den Dienststellen gespart wird, die das Geld einbringen, bleibt ein Rätsel der zuständigen Zentralstellen.

In dieser Zeit wird 2007 mit Roman Matt ein neuer Obmann gewählt. Die Generationsablöse ist im Gang. Neue Sportarten sind in, neue Mitglieder treten dem Verein bei, mit dem noch bestehenden Sportclub Zollwache wird zusammengearbeitet

In einer Zeit der Auflösung fester Strukturen in Staat und Wirtschaft ist es besonders wichtig, das Zusammengehörigkeitsgefühl in den kleinen Gruppen zu erhalten. Inzwischen wurde die Organisation wieder geändert. Nun heißt die Dienststelle ZA Feldkirch – Wolfurt, die anderen Zollämter wurden in Zollstellen umbenannt. Ob diese neuerliche Namensänderung besondere Spargesinnung aufzeigen soll, bleibt wohl ein Geheimnis der Politiker.

In einer Zeit dieser Anonymisierung, des Umbruchs, der Neuerungen und Globalisierung ist ein funktionierender Verein besonders wichtig, der die vor Jahrzehnten aufgestellten und auch heute noch geltenden Vereinsziele konsequent verfolgt. Der Zollsportverein Wolfurt gehört trotz seinem beschränkten Umfeld zu einer konstanten Einrichtung im sportlichen und gesellschaftlichen Bereich des Landes Vorarlberg.

Zum Abschluss möchte ich die ehrenamtliche Tätigkeit unserer Funktionäre besonders hervorheben. Sie nimmt viel Freizeit in Anspruch, gleichzeitig ist sie uns selbst, der Kollegenschaft und den Familien sehr von Nutzen.

Jeder erfolgreiche Obmann braucht ein eingespieltes Team um eine gute Vereinsarbeit leisten zu können. Das gilt auch für die Organisierung dieses Festes. Dazu möchte ich Obmann Roman Matt und seinen Mitstreitern recht herzlich gratulieren und ihm für die hervorragende Tätigkeit aufrichtigen Dank sagen. Es ist mir, und ich denke auch allen Anwesenden, nicht bange, dass der Zollsportverein in ein erfolgreiches neues Jahrzehnt gehen wird.

Autor: Walter Krenn, zum 50-Jahresjubiläum des ZSV 1962 im Jahr 2012